Gerald – Hong Kong
Und der Drache? Tai Han war ein Dorf. Ein Dorf welches von einer
einer grossen Stadt verschlungen wurde. Es lag genau dort, wo sich
heute die Wolkenkratzer und Wohntürme im Norden von Hongkong
Island gegenseitig bedrängen und kaum Sonnenlicht zu ihren
Fundamenten durchdringen lassen. In Tai Han war man arm, aber
durchaus glücklich. Damals. Denn die Menschen dort waren auch
sehr bescheiden. Mit wenig zufrieden und das Meer gab ihnen genug
Nahrung. Damals. Irgendwann vor hunderten von Jahren kamen
urplötzlich fremde Menschen. Diese glaubten, sie hätten das recht
über die Menschen von Tai Han zu bestimmen. Sie kamen aus einem
Land namens England. Diese Menschen hatten bereits ein Königreich
errichtet und viele andere Länder und Menschen im Namen der
Königin oder des Königs unterdrückt. Nun, so dachten sie, wäre es an
der Zeit auch die Menschen von Tai Han zu unterdrücken. Denn die
Engländer waren überzeugt, sie wären eine Herrenrasse und hätten
das Recht über andere Menschen zu herrschen, die schwächer waren
als sie, um sich so ihren Reichtum anzueignen. Die Menschen von Tai
Han aber, dachten gar nicht daran, den Engländern das wenige was
sie besassen auch noch abzugeben. Die Engländer aber waren nicht
blöd. Sie zwangen die Menschen von Tai Han Opium zu rauchen,
welches die Herrenmenschen aus England in ihrer Kronkolonie Indien
anbauen ließen. So wurden die Menschen des kleinen Dorfes Tai Han
süchtig nach Opium und die Engländer verkauften dieses an ihnen.
Heute würde man sagen:dies wäre eine win win Situation. Der eine,
der die Macht hat, lässt den anderen im Glauben, er hätte ein gutes
Geschäft gemacht. Doch die Menschen von Tai Han glaubten nicht so,
wie sie glauben sollten. Sie glaubten einfach, wie sie glauben wollten
und sagten: Euer Opium zerstört das Leben unserer Töchter und
Söhne, unserer Mütter und Väter und die Alten verlieren die
Hoffnung und sehen nur noch ein leben in Unglück und Qual. Das
aber, war nicht im Sinne der Menschen, die zwar Königin und König
hatten und auch ein Parlament und ein Bill of rights….aber dies galt
nur für Engländer, aber doch nicht für die Menschen von Tai Han.
Und so sagten sich die Herrenrasse der Engländer : wir sind die
Gutmenschen und ihr von Tai Han seid nun mal die
Schlechtmenschen. Man könnte auch sagen: ihr seid die blöden, weil
wir eben die tollen mit den vielen Waffen sind. Also: Opium
inhalieren bis zur Abhängigkeit , das wenige was ihr habt nehmen wir
als Zahlungsmittel für unsere Happy Hour Tour und wer nicht spurt
wird öffentlich enthauptet. Die Engländer hatten also bekommen was
sie wollten und auch noch ihren Spass an den einen oder andern
Enthauptungen. So wurde Tai Han im laufe der Zeit von den
Wolkenkratzern verschlungen und zusammen mit Hongkong
Kronkolonie und das ganze wurde bis 1997 legitimiert Durch einen
Vertrag von anno dazumal, wo der mächtige Siegerkönig den
Verliererkönig so richtig gezeigt hat wo es langgeht…..
…..und so gibt es heute in Hongkong, auf Hongkong Island, dort wo
es mal das Dorf Tai Han gab, jaaaaa, da gibt es immer noch die Happy
Hour, wie z.B bei Sommersby oder im English Pub. Aber da man
heute keine Menschen mehr enthauptet darf (oder?), benutzt man
ein Produkt der Verführung wie anno dazumal, um den sogenannten
blöden Menschen ihren Reichtum aus den Taschen zu ziehen: die
Werbung. Wer braucht schon einfache Kleidung für 5 englische
Pfunde, wenn es auch für 500 englische Pfunde Kleidung gibt, die im
Verhältnis nicht besser ist, aber dafür das moderne Opium der
Wichtigkeit in Zusammenhang mit Egoismus enthält und den Glauben
an den Götzen ebendiesem. Gucci, Armadi und Vitton logieren
zufällig gleich neben dem Happy Hour Pub. Immerhin, es lebe die
Freiheit für Gucci, Armadi, Vitton. Es lebe die Demokratie, so wie die
Herrenrasse es ja wünscht. Zumindest bis 2047 (China zurück zu
China). Denn die Brüder und Schwestern der Menschen von Tai Han
in Peking haben erst einmal ein mieses Programm für diese
entwickelt. Soll heissen: schade, dass es euch nicht mehr so gibt, wie
damals noch, aber die doch so blöden Engländer………nun ja,
irgendwo sind die ja doch nicht so blöd und eigentlich…..seid ihr ja
auch irgendwie nicht mehr da und die Zeiten ändern sich halt. Wo ist
denn Tai Han überhaupt abgeblieben? Weg, einfach nur weg. Na also.
Oder wie? Oder was? Und der Drache?
Der Drache lebt. Jedes jahr für drei Tage führt er Regentschaft in den
engen, verwinkelten Strassen des ehemaligen Dorfes von Tai Han. So
sagt die Legende. Doch wofür sind Legenden gut? Schöne
Geschichten um der Erzählung willen? Oder der Wille einer Legende
der zum Ausdruck kommt? Und, wenn es so sei, wer schreibt die
Legende? Ich erzähle nun etwas geheimnisvolles, glaubt es oder lasst
es bleiben. Aber überlegt…. seit ihr die Herrenrasse oder seit ihr Teil
der Menschen von Tai Han. Vor hundert Jahren erkannten die
Menschen von Tai Han, das ihr Land verdorben wurde, zerstört
wurde und sich in nichts auflöste. Die Fremden hatten gewonnen. Die
neuen Häuser zogen hinauf in den Himmel, kratzten schon fast
unerbittlich zu den Sternen, schienen der Allmacht Parolie zu bieten.
Block um Block wurde gebaut. Nichts drang mehr vom Himmel zur
Erde. Nichts. Rein gar nichts. Doch vor hundert Jahren, als das Ende
von Tai Han gekommen war, machten sich die Altvorderen daran ein
riesiges Feuer zu entzünden und einen alten Tanz wieder aufleben zu
lassen. Den Drachentanz. Sie riefen den Drachen, der ihnen ihr Leben
zurück bringen sollte. Die Fische im Meer, die Sonnenstrahlen bis zur
Erde, die grüne Hügels hinter den Küsten ihres Landes. Doch bevor
der Drache kam, wuchsen die Säulen der fremden in den Himmel.
Alles schien vorbei. Tai Han war nicht mehr. Doch der Drache kam. Er
lebte und verfluchte über drei Tage lang die dunklen
Strassenschluchten von Hongkong Island.
Und dies Jahr für Jahr. Und die Menschen erinnerten sich an die
riesigen Feuer und an die Drachentänzer von vor hundert Jahren und
an die anschliessenden Weissagungen der Wahrsager über das Ende
der großen zum Himmel reichenden Stadt. Und wer weiß schon wann
das Ende kommt, das Ende der Herrschaft der Fremden. Es scheint
unter der Hülle dieser Herrschaft , eine feine Substanz zu geben die
nichts, aber auch gar nichts anderes ist als das, wa es zu sein auch
sein sollte. Chinesisch. Unter dem Mantel des fremden schlummert
im verborgenen das chinesische, das immer da war, nie vergangen
war. Mögen viele schlaue Köpfe mit westlichem Hintergrund noch so
vom Gegenteil überzeugt sein, sie scheinen auf verlorenen Posten.
Der chinesische Drache wird auftauchen und die Oberfläche in
Anspruch nehmen und zurück holen. Das chinesische war immer da
und wartet auf die Zeit der Rückkehr. So fremd fuer uns, so natülich
für die (jetzt) anderen. Und der Drache tanzt dann über die drei Tage
hinaus. Tanzt dann lebenslang. Und bist du irgendwann in Hongkong,
auf Hongkong Island, dann fahr zur Repulse Bay, dort gibt es den
schönsten Strand der Insel, abseits der Hochhaus Ungetüme findet
man dort Ruhe und Entspannung im gelben Sand am chinesischen
Meer. Dort gibt es ein Hochhaus mit einem markanten Loch. Es ist ein
Loch inmitten dieses Komplexes nur gemacht für eben diesen
Drachen, das er den Weg findet. Tai Han gibt es nicht mehr, aber der
Drache tanzt noch.