Gerald Curacao – Sinterklaas

Gerald Curacao – Sinterklaas

In Otrabanda, dem alten Arbeiterviertel von Willemstadt, direkt am
Kai beim Brillonplain, dort wo die schwimmende Queen-Emma-
Brücke, vom Arbeiterviertel nach Punda führt, dort wo die ach so
vornehmen alten Kaufmannshäuser der Handelskate liegen und die
Kolonialherren ihr Reich und Reichtum errichtet hatten, genau dort
im Zentrum vergangener Zeugnisse von Arm und Reich, kam er nun
an. Heute am 19. November. Der Sinterklaas. Mit einem Segelschiff
landete er an und auf einem weissen Ross ritt er von Bord zum
grossen Platz des Ortes. Jede Menge Zuschauer, unmengen von
Menschen, gross und klein, klein und gross erwarteten und feierten
ihren Nikolaus! Als wäre heute schon Karnevalsrosenmontag. Musik,
Tanz, Jahrmarktgeschäfte, Gesänge, lachen, freude, essen und
trinken und dann der Karnevalzug vom Brilonplain zum
Wilhelminaplain, ins heutige Herz von Wilhelmstadt, diesem
niederländischen Anachronismus in der Karibik. Gesellliges
miteinander, tanzende bunte Gesellen, grell bemalte Gesichter,
mittelalterlich gekleidete Barden, Clowns und Jonglieure sorgten für
eine Atmosphäre der karibischen heiter- und Ausgelassenheit. Dann
jedoch …..er hat sich gezeigt, erinnert an Geschenke für die kleinen,
mahnt aber auch an, wohl an auch den grossen und verschwindet ,
einfach so löst sich auf in Nebel, Wind und Trubel, ist von einem
Augenblick zum anderen nicht mehr zu sehen. Die Folge ist ebenso
unumkehrbar: nun löst sich alles auf. Schnell lehrt sich die Stadt und
wartet ab auf Sinterklaas Rückkehr am 6. Dezember. Wir gehen
weiter zum Floating Market, dort wo Venezuelaner Obst und Fisch
verkaufen. Die Händler leben auf mitunter recht kleinen Holzbooten,
die sie am kleinen Kai festmachen. Von ihren Booten ziehen sie bunte
Tücher über ihre Stände, um die Ware vor der Sonne zu schützen.
Neben Obst und frischem Fisch gibt es auch lecker aussehendes
Gemüse, kräftige Wurzeln und schmackhafte Delikatessen aus
Südamerika. Im unweit entfernten alten Markt, wirkt alles längst
nicht mehr so einladend, ist aber das Zentrum der gastlichkeit für den
kleinen Geldbeutel. Dort rühren die Köchinnen zur
Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht in den brodelnden
Töpfen oder heissen Pfannen. Aufgetischt werden nur traditionelle
Gerichte. Yumbei, eine Suppe aus Fleisch und Fisch und Gemüse, das
inoffizielle Nationalgericht ka dushi, eine Kaktussuppe, oder man
probiert – wer es mag – eine Leguansuppe. Und dann gibt es noch den
Marshe Nobo. Auf diesem Markt gibt es wohl fast alles. Eine alte
dunkle muffige riesige runde und stickige Halle. In den vielen kleinen
Nischen, dort wo es am dunkelsten und engsten ist, trifft man
zwischen Haifischzähnen, Ziegenbärten , irgendwelchen Tierhörnern
und Hühnerfüssen, sowie jeder Menge getrocknetten Pflanzen,
Blühten und….die Kräuterhexen. Diese sehen nicht gerade harmlos
aus, haben gestandene Jahre hinter sich und sind nicht sehr gesellig,
bekommen aber von allen sehr viel Respekt gezeugt. Kein Wunder:
verkaufen sie doch nicht nur Tinkturen und Talismane, sonder vor
allem das bei Frauen, – speziell Ehefrauen – beliebte blijf – hir –
Pulver, das man den abtrünnigen Gatten ins essen mischt. Diese
Pulver ist gesckmacksneutral, wirkt aber schnell und todsicher.