Gerald Koror, Palau (Mikronesien) Teil 2 November / Dezember 2019
DER BROTFRUCHTBAUM DER FISCHE GEBAR
Vom Himawari Hotel in Koror ist man innerhalb kürzester Zeit bei der
Palau Pacific Bank und erreicht die Main Street. Dann kommt der
Friday Market.Dort steht auch das Haus der „Chiefs“.Wo sich von Zeit
zu Zeit die „Häuptlinge“ der einzelnen Regionen von ganz Palau
treffen.Hier steht Tradition,neben der Post und der
Polizeistation.Kurz darauf biegt man vor einer kleinen Brücke links
ab.Gab es eben noch jede Menge Restaurants, Cafe’s, einen
Supermarkt, Bekleidungs- wie Haushaltswarengeschäfte und eine
Autowerkstadt, Hotels, einYouthhostel und das Büro von China
Airlines, ferner ein Schulkomplex und ein kleines Krankenhaus, so
geht man nun an Mangroven vorbei. Gegenüber ist der teilweise
überwucherte Schrottplatz ausrangierter Autos. Zum Meer hin
stehen Privathäuser, auch Wellblechbaracken zählen dazu, eine
Tankstellen,ein Tauchcenter und der T-Dock erreicht den Pazifik.
Geht man vom Himawari Hotel in die andere Richtung zum M-
Dock,ist man vom Tauch-und Schnorchelparadies weit entfernt. Hier
sind alle Wege „second ways“. Klein, überwuchert vom tropischen
Grün.Kein Wunder, ganz Koror ist wie ganz Palau voll mit dichtem
Grün. Folge zahlreicher Niederschläge das ganze Jahr über. Häuser
verfallen hier.Viele scheinen aufgegeben. Wellblechbehausungen.
Manche nur als unfertige Hütten.Manche ohne Wände, aber mit
Dach.Es regnet gleichmäßig viel, aber es ist auch immer sehr warm
und schwül.Ein Dach wichtiger,als eine Wand.Nur gelegentlich
erscheinen Menschen. Und wenn, erscheinen sie wie die Häuser.Aber
sie Leben hier. Am Rande. Palauaner sind freundlich, gerne bereit für
einen Smalltalk oder mehr.Symphatisch wie kräftig, korpulent,dick.
Dunkle Haut, dunkle Augen,dunkle Haare.Hilfsbereit.
Kontaktfreudig.Palauaner reden gerne. Hier ist schweigen.
Nicht ganz. Viele Hunde bellen. So mancher knurrt irgendwo. Neben
Dir, vor oder hinter Dir. So ganz wohl fühlt man sich dann nicht und
stellt sich die Frage, was man hier überhaupt zu suchen hat. Neugier?
Das Abenteuer? Wie der Taucher dringt man in eine fremde Welt
ein.Ohne Permit. Wie der Taucher im Meer, bricht man gewisse
Regeln. Ich endscheide mich für den Rückweg. Heute ist Freitag.
Freitags ist immer Nightmarket. Ein schöner Abschluss des Tages.
Dachte ich. Erfahre aber dort, das dieser nur immer am
„PayDayFriday“ stattfindet. Dieser ist heute nicht.So setzte ich mich
an diesem Freitagabend in ein altes Dorfhaus Palaus. Von außen
überragt von riesigen Flamboyantbäumen, die tagsüber Schatten
spenden, aber jetzt dem Mond verdunkeln. Dort sitzen ein paar alte
Menschen. Sie essen und trinken und erzählen.
In früheren Zeiten, man könnte auch sagen vor langer, langer Zeit
und noch darüber hinaus, lebte eine Frau namens Dirrabkau auf der
Insel Ngibtal. Wie jeder weiß, wurden diese Inseln, wie alle anderen
Palaus (bis auf Anguar und Peleliu) von Chuab, dem Riesen
geschaffen. Dirrabkau hatte einen Sohn namens Mengidabrotkuel.
Beide lebten in einem kleinen Haus, ein klein wenig abseits des
Dorfes Ngiwal. Dirrabkau lebte meistens ganz alleine in dem Haus, da
ihr Mann früh verstarb und Mengidabrutkuel die Vorliebe hatte, mal
hier und mal dort zu sein. Erst reiste er von Dorf zu Dorf und dann
von Insel zu Insel und kehrte nur selten zurück in das kleine Haus
unweit des Dorfes. Die Menschen von Ngiwal passierten täglich das
Haus der Mutter. Morgens auf dem Weg zum Meer und abends auf
dem Rückweg. Es waren überwiegend Fischer.
Und nicht nur das. Es waren gute, ja man könnte durchaus sagen,
sehr gute und erfolgreiche Fischer. Und da das Meer so unendlich voll
war, voller schmackhafter Fische, gab es nie schlechten Fang. Gegen
abend auf dem Rückweg, waren die Körbe entsprechend voll. Aber
niemals kamen sie auf die Idee, Dirrabkau etwas vom Fang
abzugeben, obwohl diese gerne mal einen Fisch gegessen hätte. Das
einzige was sie zum Essen hatte, waren die Früchte des
Brotfruchtbaumes, der in ihrem Garten wuchs. Eines Tages, nach
langer Abwesenheit, kam Mendigabrutkuel zurück zum Haus der
Mutter. Nun schilderte sie ihrem Sohn, das es so viel Fisch im Dorf
geben würde, sie aber nie einen für ihren Topf hätte. Er hatte Mitleid
mit seiner Mutter und bevor er zur nächsten Reise aufbrach, schuf er
eine Verbindung vom Wurzelbereich des Brotfruchtbaumes zum
Meer.
Dann schlug er den dicksten Ast des Baumes direkt am Stamm ab und
ein riesiger Wasserschwall drang durch diese Stelle in den Garten.
Mit jeder größeren Meereswelle sprang immer ein Fisch durch die
Öffnung des Baumes in den Garten von Dirrabkau. So hatte diese
immer genug Fisch zum essen. Es dauerte nicht lange und der
Brotfruchtbaum erregte den Neid der Menschen des anliegenden
Dorfes.“ Warum müssen wir bis zum Meer gehen, während diese
Frau im Garten sitzt und die Fische ihr nur so zufliegen“, stöhnten sie
und da sie dies als ungerecht empfanden, fällten sie heimlich des
Nachts den ganzen Baum. Daraufhin gab es eine nicht endende
Sturzflug aus dem Wurzelbereich und es dauerte nicht lange und der
Ozean überflutete die ganze Insel.
Also muss es mal 323 Insel gegeben haben, die wie grüner Amethist
sich wie an einer Perlenkette aus dem Meer erhoben haben.